Datensicherheit | Technologie | 5 Minuten Lesezeit

BETRUG IM ONLINESHOP –
Das Fraud-Risiko erkennen.

18. August 2022

Je stärker der Onlinehandel wächst, umso mehr boomt auch der Betrug im Onlineshop. Das Fraud-Risiko ist heute höher denn je. Man könnte sogar behaupten, dass der E-Commerce damit zum Opfer des eigenen Erfolgs wird. Denn die Aussicht auf das große Geld – bei geringem Risiko, erwischt zu werden –, zieht Betrüger an. Doch Sie als Händler können sich wehren. Um Onlineshop-Fraud einen Riegel vorschieben zu können, müssen Sie jedoch zunächst verstehen, wie die Betrüger vorgehen und welche Schwachstellen sie dafür nutzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Onlineshop-Fraud?

Onlineshop-Fraud, auf Deutsch Betrug im Online-Handel, zählt zu den Vermögensdelikten, die im E-Commerce stattfinden. Die Betrüger versuchen dabei, sich durch die Angabe falscher oder irreführender Informationen auf Kosten von Dritten – Ihnen als Shopinhaber oder Ihren Kunden – zu bereichern. Beispielsweise, indem sie Waren beziehen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die sie nicht bezahlen.

Vorsicht, Falle?

Ob Identitätsdiebstahl, die Angabe von Fake-Adressen oder die unwahre Behauptung, die Ware nicht erhalten zu haben: Der Betrug im Netz hat viele Gesichter. Oftmals sind solche kriminellen Gaunereien mit nicht unerheblichen finanziellen Verlusten verbunden – was gerade für kleine und mittelständische Händler existenzschädigend sein kann.[1]

Dass auch die Händler im E-Commerce leicht Opfer von Betrug werden können,[2] ist nicht erstaunlich, denn Onlinebetrüger haben es in mancher Sicht einfacher als der gewöhnliche Ladendieb:

  • Sie agieren in der Regel aus der Anonymität des Internets heraus und sind damit schwer zu lokalisieren.
  • Betrug im Onlineshop wird zumeist erst mit einiger Verzögerung entdeckt – der Betrüger ist dann bereits über alle Berge.
  • Der Betrug ist – insbesondere, wenn er in der virtuellen Welt stattfindet – nur schwer nachzuweisen: keine Zeugen, kaum Spuren.

Kein Wunder, dass auch die Aufklärungsquote bei Betrug im Onlineshop ziemlich niedrig ist. So konnten nach Informationen des ZDF [3] 2019 in Deutschland nur rund ein Drittel der Bestellbetrugsdelikte gelöst werden. In der Hauptstadt waren es überhaupt nur 12 Prozent. Dazu kommt, dass viele Fälle von Onlineshop-Fraud gar nicht strafrechtlich verfolgt werden, etwa, wenn die Betrüger am anderen Ende der Welt sitzen, oder weil die einzelne Schadenssumme – für sich betrachtet– den Aufwand bei Händlern und Behörden nicht lohnt.

Unterm Strich sieht es jedoch anders aus: Die Verluste der Händler, die Opfer von Betrug im Onlineshop geworden sind, summieren sich beträchtlich, während sich insbesondere professionelle Betrüger enorm bereichern.

Als Shopbetreiber sollten Sie deshalb das eigene Fraud-Risiko kennen und wissen, welche die häufigsten Betrugsmaschen in Ihrer Branche sind oder was es bei der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, zum Beispiel Zahlungsdienstleistern, zu beachten gilt. Erst dann können Sie die geeigneten Maßnahmen zur Betrugsprävention ergreifen.

Schon gewusst?

Ein Grund für mangelnde Zahlungsmoral im E-Commerce dürfte Experten zufolge die fehlende emotionale Bindung der Kunden zum Onlineshop sein. Kennt man den Betreiber nicht persönlich, dann liegt die Hemmschwelle für Betrug – in diesem Fall im Onlineshop offensichtlich niedriger.

Onlineshop-Fraud-Daten: Fast jeder Händler war bereits Opfer

Nicht nur Gelegenheitsdiebe, sondern hochprofessionell aufgestellte Kriminelle treiben ihr Unwesen und verursachen einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Laut einer Umfrage des Versicherungsmaklers Exali [4] beliefen sich 2018 die Kosten durch Betrug im Online-Handel allein bei den deutschen Shopbetreibern auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Mit 97 Prozent war zudem fast jeder Händler bereits einmal Opfer von Onlineshop-Fraud.

Schon gewusst?

Für folgende Branchen ist das Fraud-Risiko besonders hoch: Elektronik, Kraftfahrzeuge & Zubehör, Kosmetik, Parfümerie sowie Schuhe. Es handelt sich zumeist um Artikel, die einen hohen finanziellen Wert haben, handlich sind und sich leicht weiterverkaufen lassen. Wie etwa auch Schmuck oder Edelmetall.

Betrug im Onlineshop lässt Vertrauen der Verbraucher schwinden

Zu den finanziellen kommen die immateriellen Verluste, etwa Imageschäden verbunden mit Kundenabwanderung, die auf Internetbetrug zurückzuführen sind. Laut der Riskified Ltd., die 4.000 Verbraucher und 400 Onlinehändler in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA dazu befragt hat [5], kann man von einer veritablen Vertrauenskrise im E-Commerce sprechen. Ein großer Teil der Onlinekunden gibt auch eher den Händlern die Schuld und nicht den Betrügern.
Ein viel geäußerter Vorwurf wiegt besonders schwer, nämlich dass die Händler gar nicht fähig sind, Betrug im Onlineshop effektiv zu verhindern. Die Hälfte der Studienteilnehmer erwartet zudem, dass die Betrüger immer raffinierter vorgehen und es für die Shopbetreiber damit noch schwieriger wird, Onlineshop-Fraud zu unterbinden. Auch die Händler selbst rechnen damit, dass das Fraud-Risiko weiter steigt: Fast 70 Prozent der US- und immerhin die Hälfte der deutschen Händler gehen davon aus, dass die Anzahl der Betrugsfälle in Onlineshops zunehmen wird.

B2B ebenso von Onlineshop-Fraud betroffen

Betrug im Onlineshop ist nicht nur im Endkundengeschäft ein Problem. Auch B2B-Händler verzeichnen einen starken Anstieg an Betrugsversuchen. Ein mögliches Mittel, Onlineshop-Fraud abzuwehren, ist die digitale Identitätsprüfung. Idealerweise handelt es dabei um eine Lösung, die in Echtzeit funktioniert, im Hintergrund die angegebenen Daten mit verschiedenen Datenbanken abgleicht und somit keinen negativen Einfluss auf die Customer Experience hat.

Onlineshop-Fraud:
Die Top 3 der Betrugsfälle

Das Online-Portal Statista [6] hat untersucht, welche Formen von Betrug im Onlineshop im DACH-Raum besonders häufig zu verzeichnen sind. Demnach ist es bei rund drei Vierteln der befragten Händler bereits vorgekommen, dass die Besteller

  1. verfälschte Namen oder Adressen angegeben haben oder
  2. die Identität einer anderen Person benutzten (Identity Takeover) bzw.
  3. schon vorab wussten, dass sie die Rechnung nicht begleichen können oder wollen.

Über die Hälfte hat bereits die Erfahrung machen müssen, dass ein Kunde fälschlicherweise bestreitet, die Ware erhalten zu haben. Weitere Betrugsformen im Onlineshopping sind

  • die Angabe von Fake-Identitäten,
  • Kunde bestreitet fälschlicherweise, dass er die Ware bestellt hat,
  • die Angabe von gestohlenen oder fiktiven Zahlungsdaten sowie
  • der Besteller retourniert nicht die originalen, sondern fremde Artikel oder schickt die Waren erst zurück, nachdem er sie gebraucht oder beschädigt hat.

Lieferadressen-Betrug im Onlineshop

Lieferadressen-Betrug ist eine der häufigsten Formen von Onlineshop-Fraud und existiert in verschiedenen Varianten. Der Betrüger

  • gibt die Daten eines Nachbarn an und fängt die Lieferung ab.
  • bestellt unter einer falschen Adresse. Nachdem der Händler die Ware verschickt hat, ändert er die Adresse beim Zusteller.
  • gibt die Nummer eines Nachbarhauses an. Wenn der Zusteller, da er die Personen in seinem Lieferbezirk kennt, dennoch an die richtige Hausnummer liefert, bestreitet er, die Lieferung erhalten zu haben.

Eine effektive Überprüfung der angegebenen Lieferadressen ist daher ein wichtiger Baustein, um das Fraud-Risiko zu reduzieren. Eine weitere Form von Betrug im Onlineshop besteht darin, dass sich der Betrüger mit falschen Stammdaten im Onlineshop registriert und sich die Artikel an eine Packstation zustellen lässt. Besonders perfide ist es, wenn es sich dabei um eine gestohlene Identität handelt. Nicht nur, dass Sie als Händler geschädigt werden, ein unbeteiligter Dritter wird zudem mit einer unberechtigten Zahlungsforderung konfrontiert, und es fällt ein gewisser Aufwand an, um den Sachverhalt zu klären.

Betrug im Onlineshop oder
„nur“ schlechte Zahlungsmoral?

Bestelle jetzt, zahle gar nicht!

Leider handelt es sich bei ausbleibenden Zahlungen nicht immer um ein Versehen oder Bummelei, sondern gezielt um Onlineshop-Fraud. Denn wenn ein Kunde bereits während der Bestellung weiß, dass er nicht zahlen kann oder will, ist das ein sogenannter Eingehungsbetrug.

Zwar werden Sie als Onlinehändler versuchen, Ihre Zahlungsforderungen durchzusetzen, doch nicht selten wird dieser zusätzliche Aufwand vergeblich sein. Hier gilt es ganz besonders, Betrugsprävention zu betreiben.

Schon gewusst?

Wie die Mittelstand 4.0 Agentur Handel [7] festgestellt hat, findet Onlineshop-Fraud vor allem abends und nachts statt. Zudem ist das Fraud-Risiko für Onlinehändler im Weihnachtsgeschäft offensichtlich besonders hoch. Hier sollten Sie sich aktiv gegen Betrug im Onlineshop wappnen.

Onlineshop-Fraud:
Die Kehrseite des bequemen Shoppens

Der Kunde will es so komfortabel wie möglich haben.

Gerade auch beim Einkaufen in der virtuellen Welt. Folgerichtig haben viele Onlinehändler ihren Shop so ausgestaltet, dass sich die Waren sehr schnell und einfach – mit nur wenigen Klicks – bestellen lassen. Dazu kommen geschickte Werbestrategien, die den Kunden zum Kaufen verführen. Beides führt jedoch dazu, dass Mancher mehr bestellt als er sich eigentlich leisten kann. Der BDIU [8] ist überzeugt, dass solches unkontrolliertes Konsumverhalten eine der Hauptursachen dafür ist, dass Rechnungen im E-Commerce nicht beglichen werden.

Account Takeover und Family Fraud

Wenn ein bestehendes Kundenkonto mit Hilfe von Schadsoftware bzw. Phishing oder infolge eines Datendiebstahls übernommen wird, sind in der Regel kriminelle Profis im Spiel. Anders liegt der Fall bei Datenmissbrauch innerhalb der Familie. Diesen können Sie als Händler zwar zumeist relativ einfach aufklären, sollten ihn jedoch mit hoher Sensibilität behandeln, um den Kunden nicht zu verlieren.

Fazit: Als Onlinehändler sind Sie einem hohen Fraud-Risiko ausgesetzt. Tendenz steigend. Der erste Schritt für eine effektive Betrugsprävention besteht darin, sich bewusst zu machen, wie Betrug im eigenen Onlineshop abläuft oder ablaufen könnte.

Möchten Sie mehr erfahren, wie Sie sich vor
Onlineshop-Fraud schützen können?
Dann sprechen Sie uns gern an.

Zitat- und Linksammlung:

[1]

Corinna Flemming: „Betrug im Online-Hadel – So schützen Sie sich und Ihr Business“, veröffentlicht auf https://www.onlinehaendler-news.de/online-handel/praxistipps/133647-betrug-online-handel-schuetzen, 18. September 2020

[2]

Yannick Decaumont: „Betrug im Onlinehandel – Präventionsmaßnahmen, die jeder E-Retailer kennen sollte“, veröffentlicht auf https://ecommerce-news-magazin.de/ecommerce-dienstleistungen/ecommerce-payment/betrug-im-onlinehandel-praeventionsmassnahmen-die-jeder-e-retailer-kennen-sollte/, 18. April 2017

[3]

Maja Helmer: „Justiz bei Betrug im Onlinehandel überlastet“, veröffentlicht auf https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/onlinehandel-betrug-justiz-100.html, 2. Dezember 2020

[4]

Jan Mörgenthaler: „3 Milliarden Euro Schaden: Betrug im Onlinehandel und wie sich Shopbetreiber schützen können“, veröffentlicht auf https://www.exali.de/Info-Base/betrug-onlineshop, 28. Juni 2019

[5]

Julia Millot: „A Crisis of Confidence“, veröffentlicht auf https://www.riskified.com/blog/econfidence/, 9. September 2021

[6]

Statista GmbH: „Mit welchen Formen des Betruges waren Sie konfrontiert?“, veröffentlicht auf:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/947067/umfrage/erfahrungen-von-online-haendlern-mit-betrug-in-deutschland/, Juli 2021

[7]

Holger Seidenschwarz: „Betrug und Betrugsprävention im E-Commerce: Welchen Risiken Händler heute gegenüberstehen und was man beachten sollte“, veröffentlicht auf:
https://docplayer.org/109458452-Betrug-und-betrugspraevention-im-e-commerce-welchen-risiken-haendler-heute-gegenueberstehen-und-was-man-beachten-sollte.html, 26. April 2018

[8]

BDIU, Bundesverband Deutscher Inkasso Unternehmen e. V.: „Zahlungsausfälle im E-Commerce“, veröffentlicht auf: https://www.universum-group.de/blog/universum-bietet/zahlungsausfaelle-im-e-commerce/, 15. Februar 2017

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